Natuerlich bringt
es an und fuer sich nicht unbedingt viel an ein Wissenschaftsmagazin Leserbriefe
zu schreiben, denn dass ein solches Magazin ueber das schreibt was die
offizielle Physik vertritt, das kann man den Redakteuren eigentlich nicht
verdenken.
Nur gerade Bild der
Wissenschaft schreibt mit besonderem Eifer ueber jede Phantasterei wenn
sie nur von der offiziellen Physik stammt. Da bleibt mir mitunter sozusagen
gar nichts uebrig als ab und zu einmal zu schreiben.
In BdW 2/98 wurde
etwa ueber die Hypothese berichtet dass sich Universen durch Schwarze Loecher
vermehren. (!?!) Gleichzeitig wurde ein Artikel ueber ein Buch das Einstein
kritisiert in BdW 3/98 angekuendigt. Dies hat mich veranlasst folgenden
Brief zu schreiben.
Schwarze Loecher und Einstein
Zur Vermehrung der Universen
ist noch eine Frage offen geblieben. Vermehren sich Universen nun geschlechtlich
oder vermehren sie sich ungeschlechtlich? Denn dann waeren zu diesem Thema
alle Fragen beantwortet.
Ganz im Ernst, in diesem
Bereich der Physik kann wirklich jeder jeden Unsinn zusammen phantasieren
der ihm gerade einfaellt. Universen sind ja schon fuer alles moegliche
erfunden worden. Die einen erfinden ein eigenes Universum damit sie ihrem
eigenen frueheren ich nicht begegnen (waere ja auch irgendwie ungut), die
anderen postulieren Universen weil sie nicht wissen warum Teilchen zu einem
bestimmten Zeitpunkt zerfallen. Hier liegt noch ein weites Feld, wie waere
es zum Beispiel damit, das Spiegelbild als ein Fenster zu einem virtuellem
Universum anzusehen. Dann hat jeder sein eigenes Universum aus dem ihm
sein eigenes virtuelles ich entgegen sieht. Das ist dann richtig lustig,
und ueberpruefen kann solche Hypothesen ja praktischerweise niemand. Aber
da wo ohnehin jede Hemmschwelle gefallen ist, ist das ja auch gleichgueltig.
Diese Hemmschwelle ist
zum ersten Mal mit der Relativitaetstheorie aufgegeben worden.
Herr Galeczki, dessen
Buch sie offensichtlich in der naechsten Ausgabe kommentieren wollen, muss
durchaus nicht mit allen Kritikpunkten zu R.Th. recht haben, und auch nicht
mit allen Schlussfolgerungen die er trifft, aber sein Buch zeigt wunderbar
auf welchen Halbwahrheiten die R.Th. beruht, und dass bei vielen Experimenten
der Wunsch der Vater des Ergebnisses war. Dahinter braucht keine boese
Absicht zu liegen, kritiklose Begeisterung bis hin zur Verblendung reicht
da auch.
Ein besonders plakatives
Beispiel liefert z.B. Nigel Calder in seinem Buch "Einsteins Universum"
das im uebrigen von Herrn Wolfram Knapp ins Deutsche uebertragen wurde.
Nigel Calder schreibt dort:"... Die Ueberlegungen die wir hier angestellt
haben sind -so glaube ich- nur soweit unfehlbar, (!!) als sie beschreiben,
was bezueglich Licht, Zeit usw. in einem Raumschiff passiert. Was falsch
ist, ist nichts weniger als eine von Einsteins grundlegenden Annahmen:
Für einen Astronauten, der sich mit gleichfoermiger Geschwindigkeit
bewegt, ist es unmoeglich zu entscheiden, ob er sich bewegt oder die Welt
um ihn herum. Es stellte sich heraus dass er das doch kann,..."
Nigel Calder behauptet
also im Ernst dass eine der Hauptvorausstzungen der R.Th., naemlich die
Relativitaet, falsch ist, steigert sich aber gleichzeitig in die Aussage
hinein, dass jene Aussagen die die Relativitaet voraussetzen, unfehlbar
sind. Wenn man sich diese Aussagen in aller Konsequenz vor Augen haelt,
dann weiss man womit man es zu tun hat, mit schlichter Mystik und nichts
sonst. Aber wer wie Nigel Calder die R.Th. erklaeren will, der hat halt
auch keinen leichten Standpunkt.
Bezeichnend ist ja auch
dass Prof. Nimtz, der nachgewiesen hat, dass die Lichtgeschwindigkeit ueberschritten
werden kann, sich offensichtlich sein eignes Ergebnis nicht zu glauben
getraut. Ein Dogma (besser gesagt schon eine Ideologie) zaehlt da eben
mehr.
Die R.Th. hat nicht
nur mit einer Nach-Galileischen Physik nichts zu tun, sie bedeutet vielmehr
einen Ruekfall vor einer Aristotelschen Physik und einem Ptolemaeeischen
Weltbild. Denn wenn Aritoteles sagt, dass alles was sich bewegt zum Stehen
kommt, so beruht das ja immerhin auf Beobachtung, ebenso wie das Weltbild
des Ptolemaeus beim damaligen Kenntnisstand durchaus erklaerbar ist.
Das Privileg auf beobachtbarer
Erkenntnis aufzubauen nimmt die R.Th. freilich nicht in Anspruch, was in
der Folge erst recht Tuer und Tor zu jedweder Phantasterei öffnet.
Und so stellt sich hier nur noch einmal die Frage, ob sich Universen nun
geschlechtlich vermehren oder doch ungeschlechtlich. Die Klaerung dieser
Frage passt bestimmt gut in dieses Hypothesengebaeude.
Ich erhielt daraufhin
einen freundlichen Brief von BdW Redakteur Ruediger Vaas, in dem er meint
dass solche Hypothesen nicht unwissenschaftlich sein muessen, die Relativitaetstheorie
betreffend verwies er mich auf seinen Beitrag in BdW 3/98.
Nach Erscheinen dieses
Beitrages (und Herrn Muellers Artikel) habe ich dann doch noch einmal einen
Brief geschrieben.
Sehr geehrter Herr Vaas!
Vielen Dank fuer Ihren
Brief vom 12.2.1998. Da Sie mich in diesem Brief auf Ihren Beitrag in B.d.W.
3/98 hinweisen, muss ich ganz einfach noch einmal schreiben.
Da ist zunaechst der
Michelson Versuch. Tatsache ist jedenfalls dass das Ergebnis dieses Versuchs
mit Teilchen durchaus erklaerbar ist. Das sieht z. B. Prof. Hoffmann in
seinem Buch Einsteins Ideen (S116) auch so. Er meint freilich dass Einstein
gar nicht daran gedacht haette von Teilchen auszugehen, darin erschoepft
sich sein Argument fuer die bestehende Interpredation. Der Michelson Versuch
beweist ja nur das die Geschwindigkeit des Lichts bei diesem Experiment
gleich bleibt. Die Ablehnung einer Teilcheninterpretation verwundert noch
viel mehr, wenn man weiss, dass die Beugung einer Wasserwelle und die Ablenkung
des Lichts nur sehr bedingt aehnlich sind.
Galeczkis Schlussfolgerung
eines Aetherwindes ist tatsaechlich nicht nachvollziehbar und eine Schwachstelle
dieses Buches, dort gibt er leider Gelegenheit zum Einhacken.
Was die sogenannte Zeitdilatation
angeht, so stellt Galeczki ja nur fest dass lediglich eine Aenderung des
Verhaltens der Myonen feststellbar ist, was noch kein Beweis fuer Zeitdilatation
ist, auch dann nicht wenn damit dieses Verhalten mathematisch beschreibbar
ist. Darueber hinaus schreibt Galeczki dass bei diesem Experiment eine
extrem hohe Beschleunigung auftritt und nicht einzusehen ist, warum sich
diese hohe Beschleunigung ueberhaupt nicht auswirkt. Dies ist noch viel
erstaunlicher wenn man weiss die R.Th. eine Aequivalenz zwischen Gravitation
und Massentraegheit behauptet, und Gravitation sich auf die Frequenz des
Lichts ja tatsaechlich auswirkt. Galeczkis Kritik dass dies kein Beweis
fuer Zeitdilation ist, ist durchaus begruendet.
Diese Kritik laesst
sich beliebig fortsetzen. Dass die Erklaerung der Periheldrehung durch
die R.Th. alles andere als gesichert ist kann man etwa in Prof. Vogels
Physikbuch (Gerthsen,Vogel-Physik) unter Kapitel 15.4.2. nachlesen.
Was die Umwandlung von
Materie in Energie betrifft so gibt es ja keinen Nachweis dafuer dass das
Licht reine Energie darstellt. Der Umstand dass sich das Licht in fast
jeder Hinsicht so verhaelt wie auch andere subatomare Materieteilchen,
also insbesondere wie Elektronen, ist sehr viel eher ein Nachweis fuer
die Materienatur des Lichts als fuer die Wellennatur anderer Teilchen.
Die Vorstellung dass das Licht reine Energie sei, ist ja sehr viel mehr
historisch begruendet als dass es logischer Natur ware. Die Vorstellung
von einer solchen Umwandlung wird dann durchaus ueberfluessig.
Natuerlich ist es beeindruckend
wenn Einstein zunaechst eine Aequivalenz zwischen Gravitation und Massentraegheit
postuliert und damit dann die Gravitationsrotverschiebung voraussagt, ja
es mag genial erscheinen. Nur dass Gravitation und Massentraegheit nicht
das gleiche sind, und nur Analogien was das Auftreten von Kraeften betrifft
bestehen, ist bestimmt leicht erkennbar. Prof. Hoffmanns Argumentation
fuer das Aequivalenzprinzip zu lesen ist wirklich extrem unterhaltsam (Kapitel
8). Die Hypothesen mit denen Einstein diese Zusammenhaenge erklaert sind
alles andere als erwiesen.
Wenn Gravitation die
Frequenz des Lichts beeinflusst, warum sollte dann die Rotverschiebung
des Lichts ueber weite Strecken nicht mit dem Einfluss der Gravitation
auf das Licht erklaerbar sein. Dass die bestehende Interpretation der Rotverschiebung
und der daraus folgende Urknall durchaus nicht gesichert sind, schreibt
wieder Prof. Vogel (Kapitel 15.4.7), was ihn freilich nicht hindert der
R.Th. insgesamt zuzustimmen.
Natuerlich gelingt es
Einstein eine ganze Reihe von Effekten vorauszusagen und mathematisch zu
beschreiben. Nur die Hypothesen mit denen er diese Effekte beschreibt und
die daraus folgenden Hypothesen sind alles andere als bewiesen. Es gibt
im Bereich der R.Th. keinen Effekt der nicht auch logisch plausibel erklaerbar
ist.
In letzter Zeit sind
die Dinge durchaus dabei in Bewegung zu geraten, und es sind keineswegs
nur Laien die die R.Th. in Frage stellen. Die Chance dass dieses Hypothesengebaeude
im Laufe der naechsten zehn Jahre kippt ist durchaus gegeben.
Bis dahin wuensche ich
Ihnen viel Spass mit Artikeln ueber die R.Th. ueber Schwarze Loecher, ueber
Antimaterie (hat doch auch keine reale physikalische Grundlage) und allem
was es sonst noch an phantastischen Dingen in diesem Bereich gibt. Freilich
wenn ich gar zu phantastische Dinge lese kann ich nicht garantieren dass
ich nicht doch wieder einmal schreibe.
In BdW 7/98 erschien dann ein Beitrag ueber telepathische Informationsuebertragung und ueber Wurmlöcher, da habe ich dann auch wieder schreiben muessen.
Prof. Zeilingers Experiment
Prof. Zeilinger schickt
eine große Anzahl von Photonen durch seine Meßanordnung. Ab
und zu läßt es sich nicht vermeiden daß normal aufeinander
schwingende Teilchen gleichzeitig an bestimmten Stellen eintreffen. Dann
freut sich Prof. Zeilinger und denkt sich daß eine telepathische
Informationsübetragung stattgefunden hat.
Diese Deutung setzt
zwar voraus daß diese Teilchen zeitweise nicht wissen in welcher
Ebene sie schwingen, aber zum Glück ist das in der Quantentheorie
überhaupt nicht absurd. Das trifft sich wirklich gut.
Prof. Zeilinger ist
in der Anwendbarkeit seiner Experimente immerhin schon vorsichtiger geworden.
Während er bei früheren Experimenten schon eine baldige Anwendung
gesehen hat, will er jetzt nur mehr die Quantentheorie verstehen. Damit
wird der Herr Prof. aber wohl auch nicht viel Erfolg haben, denn dort wo
man eine mathematische Methode von einer physikalischen Theorie nicht auseinander
zu halten vermag, dort wird man wohl auch zu keinem Veständnis gelangen.
Aber wer weiß,
vielleicht befinden sich zwischen den Teilchendetektoren Wurmlöcher
die ihrer Entdeckung noch harren!?
Aber trotzdem lustig
zu lesen ist es schon, und darauf kommt es eigentlich ja auch an.
Hier ist noch anzumerken
dass Prof. Zeilinger einerseits vom exakten Auftreffen einzelner Teilchen
ausgeht, fuer die Polarisation der Teilchen aber wieder von der Unbestimmtheit
der Quantentheorie ausgeht.
Noch interessanter
ist etwa dass bei Prof. Nimtzs Experiment dagegen damit argumentiert wurde
dass die Unbestimmtheit des Wellenpaketes fuer den Eindruck des Ueberschreitens
der Lichtgeschwindigkeit verantwortlich waere. Dies ist aber schon deswegen
absurd weil mit solchen Wellenpaketen ueberhaupt kein exaktes Signal uebertragbar
waere.
Zuletzt argumentiert
Nimtz damit dass bei seinem Experiment die Lichtgeschwindigkeit zwar ueberschritten
worden sei, deshalb muesse aber die Zeit negativ vergehen. Wenn also der
Nachweis erbracht wird dass ein Dogma nicht stimmt, dann ist nicht das
Dogma falsch sondern man braucht dann eben einen anderen Zauber um dieses
Dogma aufrecht zu erhalten.
Man verwendet also
zur (mathematischen) Beschreibung ein und desselben Mediums zwei unvereinbare
Hypothesen, wobei man von jeder Hypothese das nimmt was man gerade zu gebrauchen
vermeint. Wer das fuer Physik haelt der soll das halt ruhig tun, das Erkennen
logischer Zusammenhaenge laesst sich schliesslich nicht erzwingen.
Kontrapunkt
Als ich Herrn Peter
Ripota schrieb dass es wichtig sei dass durch seine Artikel in P.M. eine
groessere Zahl von Lesern auf die Ungereimtheiten der R.Th. aufmerksam
gemacht wird, schrieb er mir zurueck dass er sehr emotionale Briefe erhalten
habe.
Offensichtlich ist
fuer manche die R.Th. so ein Dogma dass sie auf Kritik nur mehr emotional
zu reagieren imstande sind.
Robert Markweger rmw@markweger.at